Sonntag, 19. Juni 2011

Lautstarke Demo zur Aufklärung des Todes von Christy Schwundeck


Am Samstag, den 18.06.11 zogen 350 Menschen lautstark durch die Frankfurter Innenstadt. Sie fordern, dass die Erschießung von Christy Schwundeck aufgeklärt wird. Am 19. Mai wurde sie im Jobcenter Mainzer Landstraße von der Polizei erschossen. Christy Schwundeck befand sich in einer akuten Notlage; sie hatte kein Geld mehr zum Leben. Weder auf der Bank noch in bar. Der Sachbearbeiter und die Leiterin des Jobcenters verweigerten ihr aber ein Vorschuss von 10 Euro und bestanden darauf, dass Christy Schwundeck das Haus verlässt. Christy Schwundeck blieb um sich Gehör zu  verschaffen. Als die Polizei eintraf eskalierte die Situation aus bisher ungeklärten Gründen. Während die Staatsanwaltschaft Frankfurt noch am selben Abend von „offensichtlicher Notwehr“ sprach, will die „Initiative Christy Schwundeck“ wirkliche Aufklärung. Viele Fragen seien nicht beantwortet, so zum Beispiel warum das Jobcenter sagt, Christy Schwundeck sei friedlich gewesen bis zur Ankunft der Polizei, im Gegensatz zum Sicherheitsdienst der die Polizei wegen einer „randalierenden Frau“ verständigte.  Die Medien sprachen ebenfalls sofort von einer „randalierenden“ Person. Manga Diagne von der Initiative fragt: „Warum fallen Medien und Staatsanwaltschaft ein Urteil, ohne offene Fragen beantwortet zu haben. Soll hier zum Schutz der Polizei nicht ermittelt werden? Wir werden weiter dafür kämpfen, dass es zur Beantwortung unserer Fragen kommt und in einem Prozess Klarheit geschaffen wird.“ Die Demonstranten aus den afrikanischen Gemeinden, Erwerbsloseninitiativen und antirassistischen Gruppen riefen: „Warum, warum hat die Polizei geschossen? – Wir wollen Aufklärung!“ Eine Demonstrantin beschrieb es so: „ Mich haben die lauten Fragen beeindruckt: ‚Warum sollte die Polizei schießen? Ist die Polizei nicht geschult? Wer ist der nächste?‘ Die Menschen hier sind emotional sehr Betroffen. Beim gemeinsame Rufen ‚Nein zur Polizeitötung, Nein, Nein.‘ habe ich die Ängste der Menschen durch die Tathandlung der Polizei gespührt.“
Ganze 2 Stunden dauerte der Trauermarsch, und so lange dauerten auch die Sprechchöre. Die ganz besondere Stimmung dieser Demo entstand durch den Wechsel von lautstarken Sprechchören und Schweigeminuten bei denen sich die ganze Demo hinsetzte. Zahlreiche Passanten wurden aufmerksam und haben sich über die Ziele der Initiative informiert. Auf der Kundgebung sprachen unter anderem Vertreter des Arbeitskreises München, von der Initiative für Oury Jalloh aus Dessau und von TheVOICE aus Berlin. Eine emotional beeindruckende, spontane Aktion auf der Kundgebung bot eine  leidenschaftliche Sängerin, die mit dem Lied „Amazing Grace“ für Gänsehaut sorgte. Dieses Lied zum Abschluss hat noch einmal die emotionale Betroffenheit aller zum Ausdruck gebracht.
Trotz der eindrucksvollen Stärke der Demonstration und der Brisanz des Themas berichteten die Zeitungen bislang nicht. Sollen hier unbequeme Fragen nicht öffentlich gestellt werden? Die „Initiative Christy Schwundeck“ wird ihr Ziel, Aufklärung und Gerechtigkeit für Christy Schwundeck, weiterverfolgen und lädt alle Interessierten zur Mitarbeit und Unterstützung ein.

Vielen Dank allen die mit gelaufen sind.
Vielen Dank allen die mit organisiert haben.

Kurzer Bericht im Fernsehen bei der Hessenschau:
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=3056 und dort auf "18.06.2011 hessenschau Nachrichtenblock" klicken.

6 Kommentare:

  1. Der "Hessenschau-Bericht" beginnt natürlich mit den Worten ..."die mit einem Messer einen Polizisten schwer verletzt hat"..

    Du hast vergessen zu erwähnen, wenn Du schon die Hessenschau bringst, dass die Hessenschau hier stark Richtung Bild-Zeitung geht.

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  2. das sehe ich anders. die hessenschau ist der erste verein, der
    unsere bundesweite pressemitteilung in bezug auf konsequenzen
    in der jobcenter frankfurt gmbh erstens überhaupt und zweitens
    wörtlich widergegeben hat.

    dass ein beamter verletzt wurde ist ja wohl keine verschwörungstheorie,
    (wie erheblich und warum eigentlich, darüber ist natürlich noch zu streiten)

    aber das als bildzeitungs-stil zu bezeichnen finde ich dann doch unfair.

    mehr stört mich da schon eher, dass von den 15 eingeladenen
    medien nur 4 überhaupt da waren.

    das medieninteresse wird sicherlich erst wieder grösser werden, wenn
    die ersten gerichtsprozesse anlaufen.

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  3. eine wirklich gelungene und überzeugende demo! ein dank an die organisatoren :)

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  4. Die Demo war echt klasse. Aber wird es denn überhaupt zu einem Prozess kommen?Hat da jemand nähere Infos oder Kontakt zur Familie von Christy? Wäre ja echt mal interessant. Gruß Bob

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  5. ob es zu einem prozess kommt, wird daran liegen, ob
    die staatsanwaltschaft der auffassung ist, dass die beamtin
    falsch gehandelt hat oder auch nicht.

    derzeit ist nicht abzusehen, wie lange das ermittlungsverfahren
    noch dauert und was dabei herauskommt.

    zu familie und zu jobcenter mitarbeitern bestehen durchaus
    kontakte und die werden auch noch ausgebaut.
    die dinge die man dabei erfährt, sind aber eher nicht dinge,
    die in die öffentlichkeit gehören.

    wie wir reagieren werden, wenn das ermittlungsverfahren eingestellt
    wird ist noch zukunftsmusik. aber ich vermute mal nicht, dass wir
    dann aufgeben und zur tagesordnung übergehen - wir wollen wissen
    was passiert ist und wir wollen belege für das was man uns erzählt.

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  6. interessant was auch das verhalten der frankfurter polizei, die glänzte
    nämlich durch völlige abwesenheit, und hat auf der zweitenhälte der
    demo route noch nicht einmal mehr den verkehr geregelt (zuvor waren
    2 motorräder im einsatz)
    mehrere teilnehmer haben mich darauf angesprochen, dass ihnen
    am schluss des zuges teilweise agressive autofahrer fast in die beine
    gefahren wären.

    ich hatte zwar die handynummer vom einsatzleiter, aber bei angriffen
    auf die versammlung hätte ich damit auch relativ wenig anfangen können.

    so ist das eben mit der polizei: dort wo man wirklich mal sie braucht,
    ist sie garantiert nicht da.
    aber andererseits konnte so wenigstens die teilnehmer des trauermarsches
    nicht mit der polizie aneinandergeraten.

    unsere freunde in berlin hatten da wohl weniger glück:

    http://de.indymedia.org/2011/06/310301.shtml
     
     
     

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